Pim Blokker, Dina Danish & Frank Koolen »Where the sun hits the water«
Pim Blokker, Dina Danish & Frank Koolen »Where the sun hits the water«
Eröffnung: Freitag, 29. Januar 2016, 19 Uhr
Pim Blokker, Dina Danish & Frank Koolen »Where the sun hits the water«

Sonnenstrahlen treffen auf die Wasseroberfläche und überziehen sie mit einem Glitzern: Für einen Moment erscheinen kleine Diamanten (so Pim Blokker) und erzeugen ein intensives Funkeln, das sich nicht festhalten lässt. Mit der nächsten Welle oder der nächsten Wolke kann es wieder verschwinden. Umso magischer und beglückender ist dieses kurze Erstrahlen: ein energievoller Augenblick, in dem das verheißungsvolle Gleißen eine unbestimmte innere Erhebung und Sehnsucht auslöst. »Where the sun hits the water« vereint die Werke dreier in den Niederlanden arbeitender Künstler.

Pim Blokker ist 1974 in Woerden geboren, hat in Den Haag und an der Rijksakademie in Amsterdam studiert; er lebt und arbeitet in Amsterdam.
Seine kraftvollen Darstellungen von Natur und Alltagsgegenständen changieren zwischen Abstraktion und Narration, manchmal fast märchenhaft anekdotisch und immer von einem Bildwitz geprägt, der sich bewusst augenzwinkernd am Rand zur Platitüde bewegt. Die abstrakten Einzelformen kippen ins Figürliche und versammeln sich zum Porträt. Oft treiben sie aber auch in einem offenen und humorvollen Motivtanz vereinzelt durch den Bildraum, ohne dabei ihren wesenhaften Charakter zu verlieren. Losgelöste Augen und Gliedmaßen mäandern über die Bildfläche. Die Komponenten der Gemälde verselbstständigen sich slapstickartig und treiben ihren Schabernack untereinander und mit dem Betrachter, der sich seinerseits vom Bild angeschaut fühlt. Ein dynamischer, schneller und lockerer Pinselduktus bestimmt die Malerei des Niederländers, mitunter fast rotzig anmutend. Und doch täuscht der oberflächliche Blick, denn die farbliche Harmonie und die Rhythmik der Bilder ist gekonnt austariert.
In Verwandtschaft zum Figurenrepertoire und der plakativ verdichteten Darstellung in Comics, scheint alles permanent in Bewegung und schnell zur Sache gekommen.

Dynamik und Direktheit kennzeichnen auch das Werk des Amsterdamer Künstlers Frank Koolen, geboren 1978 in Maastricht, Künstler, Kurator und Lehrer an der Utrechter Kunsthochschule. »Meine Arbeit kann beschrieben werden als eine kontinuierliche Suche nach der idealen Kombination zwischen der Schönheit der Entdeckung und dem Glück der Erkenntnis. Einen Moment, in dem Alltag, Wissenschaft, und Magie zusammenzutreffen scheinen und eine unerwartete Logik erzeugen« – where the sun hits the water.

Koolen sucht dezidiert den schnellsten Weg von der Idee zum Ergebnis und dies nicht aus Gründen der Ökonomie, sondern von der Auffassung motiviert, dass eine möglichst zügig vollzogene »Reflektion im Material« zu unvermutetem Neudenken von Ideen führt. In deren Überführung in wechselnde Formensprachen wie Performance, Installation, Fotografie sucht der Künstler überraschende Neuinterpretationen und Kontextverschiebungen herzustellen. Durch ungewohnte Neukombinationen werden eigenartige Koinzidenzen aufgespürt, so kreiert Koolen in einer einstündigen Performance spontane Skulpturen aus einer Reihe von zusammenhangslosen Materialien. Größere installative Materialkonglomerate thematisieren Flöße, die für Abenteuer, Aufbruch, Überfahrt und Neubeginn stehen – symbolträchtige Vehikel auch für geistige Fortbewegung. Oft erscheinen seine Plastiken wie rätselhafte anthropologische Fundstücke oder Forschungsgegenstände, seine Fotografien dokumentieren zufällige skulpturale Anordnungen, in die sich die Gegenstände selbst hineingefügt zu haben scheinen. Sein Interesse gilt der Biologie, Geschichte und Anthropologie, dem Agieren von Menschen untereinander und den Systemen, die dafür geschaffen werden und die zu hinterfragen sind.

Erfolg und Misslingen sozialer Interaktion ist auch Thema im Werk von Dina Danish. Die ägyptische Künstlerin, 1981 in Paris geboren, lebt und arbeitet in Kairo und Amsterdam. Sie studierte an der Amerikanischen Universität in Kairo und schloss ihr Masterstudium am California College of Arts ab. 2015 wurde Danish für den Prix de Rome und The Volkrant Art Award nominiert.

In verschiedenen Medien wie Malerei, Skulptur, Performance, Fotografie und Video beschäftigt sich Dina Danish in Anlehnung an die Konzeptkunst der 60er Jahre vorwiegend mit Sprache und Strukturen, wobei sie sich insbesondere für Missverständnisse und die Fragilität und Kontextabhängigkeit von Interpretationen und mit den Bedingungen des Austausches von Information befasst. In oft minimalen Verschiebungen von bestimmten Kommunikationsformen oder -stilen in einen anderen Zusammenhang oder im Aufbruch von gewohnten Verwendungsweisen von Materialien, sprachlichen Einheiten, oder der pointierten Beobachtung des Verhältnisses von Sprecher und Publikum, zeigt sie poetisch und humorvoll, wie fragil die Gradwanderung zwischen Verstehen und Missverstehen verläuft und wie anfällig und fragwürdig viele Vereinbarungen und Systeme sind.

Danish analysiert, manchmal auch in einem pseudowissenschaftlichen oder didaktischen Gestus, zufällige Ereignisse und Störfälle, die Gesetze und Gewohnheiten der Interaktion alles andere als selbstverständlich erscheinen lassen: Stottern, Zungenbrecher, Fremdsprachenerwerb, Aberglaube sind dabei Untersuchungsfelder. Meist nutzt die Künstlerin dabei denkbar einfache Gesten der Verschiebung, die ausreichen, eine vertraute Situation ad absurdum zu führen, so wenn sie den simplen Vorgang des »an den Fingern Abzählens« zu einer körperlichen Anstrengung wandelt oder die Schwierigkeiten der Aneignung einer Fremdsprache in einem ihren frühen Videos thematisiert, das angesichts der jüngsten gesellschaftlichen Herausforderungen im Kontext der Integration von Zuwanderern auch viele Jahre nach seinem Entstehen höchste Aktualität besitzt.




Opening: January 29th, 2016, 7pm
Pim Blokker, Dina Danish & Frank Koolen »Where the sun hits the water«

Sunrays strike the surface of the water covering it with glitter momentarily: In that moment, it’s as if small diamonds appear, creating an intense sparkling that cannot be preserved and will vanish with the next wave or the next cloud (says Pim Blokker). A moment filled with energy, the auspicious glittering all the more magical and exhilarating in its brevity in that it brings about the release of an indefinite inner feeling of sublimity and longing. »Where the sun hits the water« unites the works of three artists who work in the Netherlands.

Pim Blokker was born in Woerden in 1974, he has studied in Den Haag and at the Rijksakademie in Amsterdam, the city in which he now lives and works. His powerful representations of nature and everyday objects alternate between abstraction and narration, they are sometimes almost magically anecdotal and are always characterized by a visual wit that deliberately, with a twinkle of amusement in the eye and with tongue firmly in cheek, move towards the borderline of banality. The individual abstract forms incline towards the figurative, and also form portraits. However, often they drift in an open and humor-inspired dance individually through the image space, without losing their intrinsic character. Detached eyes and limbs meander across the picture surface. In a slapstick-like way, the components of the paintings become independent, indulging in horseplay with each other and with the viewer, who in turn feels observed by the pictures. A dynamic, swift, and loose brush stroke characterizes the Dutch artists painting, occasionally appearing very rough. Yet the superficial impression is deceptive, for the color harmony and rhythm of the paintings is masterly balanced.
Akin to the figurative repertoire and eye-catching representation of a comic strip, everything seems constantly in movement and with a sense of purpose.

Dynamic and directness also characterize the work of the Amsterdam artist Frank Koolen, born in Maastricht in 1978, artist, curator, and teacher at the Utrecht Art Academy. »My work can be described as an ongoing search for the ideal combination between the beauty of discovery and the happiness of recognition. A moment, in which the everyday, the scientific, and the magical seem to collide, creating unexpected logic« – where the sun hits the water.

Determined, Koolen tries to find the most direct way from idea to result, this not for reasons of economy, but is spurred by the conviction that a »reflection in the material« realized as rapidly as possible may lead to unexpected new ideas. Transforming them into changing languages of form such as performance, installation, and photography the artist searches for surprising new interpretations and to create shifts of contexts. By means of unusual new combinations Koolen detects peculiar coincidences; in a one-hour performance he creates spontaneous sculptures from a number of unassociated materials. Larger installations of material conglomerates present a theme in which rafts represent adventure, departure, passage, and new beginnings – symbolic vehicles that stand for spiritual advancement. Often his sculptures appear like mysterious anthropological finds or research objects. His photographs document inadvertent sculptural arrangements, in which the objects seem to have aligned themselves. Koolen’s interest focuses on biology, history, and anthropology, the way people behave towards each other and the questioning of entrenched social systems.

Success and failure in social interaction, is also a topic in Dina Danish’s work. The Egyptian artist, born in Paris in 1981, lives and works in Cairo and Amsterdam. She studied at the American University in Cairo and completed her master’s degree at California College of the Arts. In 2015, Danish was nominated for the Prix de Rome and The Volkrant Art Award.

Influenced by the conceptual art movement of the 1960s, Dina Danish works in various media including painting, sculpture, performance, photography, and video, predominantly with language and structure, focusing in particular on the phenomenon of misunderstandings as well as the fragility of and dependence on the context for interpretation and the conditions of the exchange of information. In often minimal shifts of specific forms of communication and styles from one context into another, or in the fracturing of conventional modes of material usage, linguistic units, and pointed observation of the relationship between speaker and audience, she reveals both poetically and with humor the delicate balance between understanding and misunderstanding and how questionable many agreements and the systems by which they are organized are.

Presented in a pseudoscientific or didactic form, Danish analyzes random incidents and glitches which cause natural laws and the routines of interaction to appear other than axiomatic: stuttering and stammering, tongue twisters, the learning of foreign languages and the credulity embodied in superstition are for her, fields of inquiry. For the most part, the artist uses very straightforward gestures of shifting in such a way sufficient to turn a familiar context reductio ad absurdum, as when she transforms the simple act of »counting on the fingers« into an exaggerated physical effort or when as in one of her early videos, she takes the theme of adopting a foreign language, which in the light of recent social upheaval and in the present context of integration of refugees and asylum seekers, is even, so many years after its creation, perfectly pertinent.




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